von Dirk Bremen
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10. Juni 2025
Unsere Ausbildungsphilosophie (wenn man das so nennen mag) Worauf kommt es uns in der Tauchausbildung an: Ein absoluter Anfänger, der seine ersten Schwimmzüge unter Wasser unternimmt, veiss zunächst einmal nicht, welche Fertigkeiten wirklich wichtig und kritisch sind geschweige denn, dass er/sie diese beherrscht. Der Anfänger ist sozusagen unbewusst inkompetent. Es liegt am Instruktor, im ersten Schritt diese unbewusste Inkompetenz in eine bewusste Inkompetenz umzuwandeln. Mit anderen Worten, der Neuling weiß dann um seine Unzulänglichkeiten und erkennt, welche möglichen Gefahren und Fallstricke unter Wasser lauern können. Im zweiten Schritt wird auf der Lernkurve aus dieser bewussten Inkompetenz eine bewusste Kompetenz – der Kursteilnehmer lernt, mit den Gefahren und Fallstricken umzugehen und erwirbt die kritischen Fähigkeiten, diesen zu begegnen. Allerdings wird der Anfänger zunächst immer einen Moment innehalten müssen, um die entsprechenden Fertigkeiten und Fähigkeiten aus seinem Gedächtnis abzurufen, und diese dann umzusetzen: Getreu dem Motto – Wenn A passiert, muss ich mit B darauf reagieren. Der letzte Schritt ist dann der Erwerb der unbewussten Kompetenz: Man reagiert automatisch auf bestimmte Situationen, ohne nennenswert darüber nachdenken zu müssen. Und der Schlüssel zum Erfolg liegt hier in der Wiederholung – je häufiger man eine Fertigkeit praktiziert, desto unbewusster kann man sie praktizieren. Dieses Kompetenzmodell gilt nicht nur für den Anfänger, sondern universell jedes Mal, wenn man eine neue Entwicklungsstufe erklimmen will. Z.B. bei der Entwicklung vom Sport- zum Tech-Taucher oder Höhlentaucher, beim Übergang vom offenen System zum Kreislauftauchen oder bei der Entwicklung vom Taucher zum Tauchausbilder. Um dieses Ziel zu erreichen, limitieren wir die Gruppengröße in der Anfängerausbildung auf 3 Taucher je Ausbilder, in der Höhlen- und Tech- Ausbildung auf 2 Teilnehmer je Ausbilder und für die Basisausbildung auf dem Kreislauftauchgerät auf 1 Teilnehmer je Ausbilder. In der Regel nehmen wir zusätzlich zum Ausbilder noch einen Assistenten mit unter Wasser, und das aus zwei Gründen: 4 Augen sehen mehr als 2 Augen und wir schaffen mehr Wiederholungen um den Übergang von der bewussten zur unbewussten Kompetenz zu beschleunigen. Dazu folgendes Beispiel: Eine wichtige Übung in der Anfängertauchausbildung ist das Fluten, Absetzen und Wiederaufsetzen der Tauchermaske. Diese Fertigkeit gehört zu den Basic 5, also den absolut essentiellen Fertigkeiten, die nach dem Open Water Diver Kurs unbewusst kompetent beherrscht werden muss. In der Praxis wird ein Instruktor Euch diese Übung vormachen, und dann werden die Kursteilnehmer die Übung nachmachen, und zwar einzeln unter der Aufsicht des Instruktors. Das dauert erfahrungsgemäß etwa 1 Minute pro Kursteilnehmer und etwa 30% der Kursteilnehmer haben bei dieser Übung Probleme, so dass die Übung einmal oder mehrfach wiederholt werden muss, bis sie erstmals klappt. Bei einem Kurs mit 3 Teilnehmern, dauert die erstmalige Absolvierung der Übung somit inklusive Vormachen, 2 mal nachmachen ohne Probleme und 1 mal nachmachen mit Problemen etwa 8 Minuten. Bei einem Kurs mit 10 Teilnehmern dauert die gleiche Übung etwa 8 Minuten für die Teilnehmer ohne und weitere 8 Minuten für die Teilnehmer mit Problemen. Diesen Zeitbedarf können wir für alle 5 Basisübungen annehmen. Bei einem ersten Tauchgang von 60 Minuten schaffen wir es also mit maximal 3 Teilnehmern, alle Basisübungen einmal durchzuführen und einmal zu wiederholen. Bei 10 Teilnehmern schaffe ich in einem Tauchgang nicht einmal alle 5 Basisübungen, geschweige denn die Wiederholung. Beim zweiten Tauchgang wiederholen wir zu Beginn die 5 Übungen aus Tauchgang 1 – jetzt geht das schon schneller und wir brauchen je Teilnehmer etwa 3 Minuten für die Wiederholung aller 5 Übungen. Dann packen wir die nächsten 5 Übungen dazu und wiederholen diese auch noch einmal. Wir schaffen somit durch die Limitierung der Teilnehmerzahl je Kurs eine sehr hohe Dichte an Skills mit wenig Leerlauf für die Kursteilnehmer. Welche Rolle spielt der Tauchverband Schaut man auf Wikipedia nach dem Stichwort Tauchverband, werden einem 30 Organisationen bzw. Unternehmen angezeigt (und die Liste ist keineswegs vollständig). Einige Organisationen, z.B. PADI oder SSI sind größer und bekannter (wenden also viel Geld für Werbung und Marketing auf), andere sind kleiner und nicht so bekannt. Dazu kommen sogenannte Dachorganisationen, wie der RSTC, die eine Art Gütesiegel darstellen wollen, im Endeffekt aber nur eine Lobbyorganisation der großen und finanz- bzw, marketingstarken Organisationen darstellen. Die Anfängerausbildung ist im übrigen weitestgehend normiert, und alle Verbände richten sich mehr oder weniger nach der ISO Norm 24801 und 24802. Die Ausbildung für Tech- oder Höhlentaucher hingegen ist nicht normiert. Die Verbandsgröße oder Bekanntheit spielt keinerlei Rolle für die Qualität der Ausbildung. Im Gegenteil: Der Platzhirsch PADI, 2017 für 700 Mio USD an eine US Investmentfirma namens Madarinfish Holding verkauft, steht seit Jahren in der Kritik für minimalistische Ausbildung unter hohem Kostendruck.Nur ein Beispiel hier: Bis kürzlich war es bei PADI Möglich, im Rahmen des AOWD Kurses einen Erfahrungstauchgang im Trockentauchanzug auszubilden, ohne dass der Instruktor selbst überhaupt eine Ausbildung im Trockentauchanzug oder eine Ausbilderbefähigung im Trockentauchanzug besitzt (Linnea Mills Case) Wir haben uns bewusst für die Verbände IDDA, TDI und IANTD entschieden, auch wenn IDDA seit dem 8.6.2025 kein Mitglied mehr im RSTC ist (die Gründe dafür sind uns unbekannt, interessieren uns aber auch nicht wirklich). Bei allen 3 Verbänden können wir unsere Ausbildungsphilosophie und Methodik so ausleben, wie wir es für richtig halten. Hinzu kommen vertretbare Mitgliedsgebühren sowie Zertifizierungsgebühren für unsere Kursteilnehmer. Für Euch als Kursteilnehmer / Taucher spielt der Verband, der auf Eurem Kärtchen steht, keine nennenswerte Rolle. Und auch wenn manche Platzhirsche behaupten, Eure Brevets werden nur dann erkannt, wenn RSTC, EUF, CMAS oder blabla darauf stehen, entspricht dieses nicht der Realität. Für die technische Ausbildung, besonders auf Kreislaufgeräten gilt das allerdings nicht. Hier sind wir an den Hersteller des Geräts gebunden, der sich auf TDI und IANTD festgelegt hat.